Zum globalen Klimastreiktag im September 2019 war das Projekt gestartet: Auf Initiative einer handvoll Unternehmen aus der Eventbranche, die an Panterito herangetreten war mit dem Wunsch, etwas zurückzugeben: pro digitaler Buchung sollte ein Baum gepflanzt werden – allerdings nicht einfach so billig wie möglich, sondern in einem sinnvollen Zusammenhang, der eine möglichst hohe Überlebensrate der Setzlinge sichert. Zwei Jahre und fast 10.000 Bäume später ist es Zeit für die erste große Bilanz. Welche Wirkung hat das Projekt? Ist es auf dem richtigen Kurs?

 

Das Wichtigste im Überblick

9.800 gezählte Bäume

  • 7.750 bereits gepflanzt (Pflanzsaison 19/20 und 20/21)
  • 3.200 werden aktuell gepflanzt (Pflanzsaison 21/22)
  • über 15.000 weitere bereits projektiert

 

4 Pflanzpartner

  • in Malawi, Sambia, Südafrika und Indonesien
  • ca. 138 erreichte Personen vor Ort

 

  945 t geschätzte Kohlenstoffbindung

durch die gepflanzten Bäume auf eine Lebenszeit von 10 Jahren gerechnet
(tatsächliche Überlebensraten sind bereits eingerechnet soweit reportet)

 

Zusätzlicher Nutzen

  • Zusätzliches Einkommen für die Kleinbauern
  • Schulungen für Farmer und Schüler
  • Früchte für die Schüler
  • Bodenverbesserung der Felder und Biodiversitätsgewinn

Damit trägt das Projekt zu den folgenden Nachhaltigkeitszielen/SDGs bei

  • 4.7 and 4.a Quality education
  • 8.3 and 8.4 Decent work and economic growth
  • 11.7 Sustainable cities and communities
  • 12.2 Responsible consumption and production
  • 13.2 Climate action
  • 15.3 Life on land

 

Unsere Erkenntnisse aus der ersten Phase

  • Durch Corona war auch bei den Projektpartnern nichts in einem Normalzustand. Insbesondere das Schulbaumprojekt hat darunter gelitten, da in einer wichtigen Phase für die Setzlinge die Schulen geschlossen waren und nicht immer Ersatz organisiert werden konnte. Die Agroforstprojekte hatten hier deutlich weniger Probleme. Trotz der Einschränkungen konnten auch Trainings weitestgehend wie geplant stattfinden. Fazit auch hier: um so gewinnbringender ein Projekt für die Umsetzenden vor Ort ist, um so wahrscheinlicher ist es, dass es auch in Krisenzeiten im Fokus bleibt.
  • Insbesondere das Monitoring ist eine Herausforderung: Jede Organisation erhebt andere Daten und wir lernen, dass ein solides Projektmonitoring absolut nicht selbstverständlich ist. Gutes Monitoring sollte fest im Prozess eingeplant, möglichst effizient gestaltet und gleichzeitig transparent sein. Hier sehen wir für uns eine Baustelle zum Ausprobieren und Optimieren.

 

Seit Mitte Mai ist Panterito Mitglied Nr. 3323 der Genossenschaft The Generation Forest. Anders als die Waldgenossenschaft Remscheid ist sie nicht in Deutschland, sondern in Panama aktiv – gemeinsam ist beiden das Ziel, gesunde, artenreiche Nutzwälder zu schaffen und nachhaltig zu bewirtschaften. Bei The Generation Forest steht die Klimawirkung neben der Biodiversität im Vordergrund. In tropischen Gebieten ist der mögliche Impact deutlich größer, da Pflanzen viel schneller wachsen und die Kosten niedriger sind als in Deutschland. Aber von vorn.

Die Geschichte hinter der Organisation

1994 gründen die studierte Forstingenieurin Iliana Armièn und Forstinvestexperte Andras Eke Futuro Forestal. Das Geschäftsziel des panamaischen Unternehmens ist die Wiederaufforstung von Brach- oder Weideflächen zu artenreichem Mischwald. Das Geld dafür kommt von Investoren, denn gepflanzt werden auch Edelhölzer, die nach ca. 20 Jahren entnommen, verkauft und nachgepflanzt werden. Durch die Erträge finanziert sich das Projekt selbst und erwirtschaftet Zinsen für die Investoren. Futuro Forestal ist damit Vorreiter im Impact Investment für die tropische Forstwirtschaft und löst damit gleich zwei Probleme:

  1. Wie können Aufforstung und Waldschutz langfristig finanziert werden?
  2. Der Wald erhält einen Wert für die Menschen. Er schafft Arbeitsplätze und damit Alternativen zu landwirtschaftlichen Formen wie Sojaanbau oder Rinderzucht, die mit Waldschutz in Konkurrenz stehen.

Für die Vermarktung des Waldinvestments in Deutschland ist bis 2008 Forest Finance zuständig. Danach trennen sich die Wege: Forest Finance übernimmt das komplette Einzelkundengeschäft inklusive Flächenmanagement. Futuro Forestal konzentriert sich auf die forstwirtschaftlichen Dienstleistungen, institutionelle Kunden und strategische Partnerschaften. Das Unternehmen expandiert nach Nicaragua und gestaltet sich nach Nachhaltigkeitskriterien um (Social Business und B-Corp-Zertifikat). Dafür wird die gemeinnützige Generation Forest Stiftung gegründet, in die sämtliche Unternehmensgewinne fließen. Um auch Kleinanlegern eine Beteiligungsmöglichkeit zu bieten, wird eine Genossenschaft gegründet –  zunächst unter dem Namen Waldmenschen, später folgt die Umbenennung in The Generation Forest.

Slow Finance und Generationenwald

Hinter der Genossenschaft stehen also die Pioniere von Waldinvestment und naturnaher Aufforstung in Mittelamerika. Das Genossenschaftsmodell passt in gewisser Weise besser als ein reines Investment, weil man durch die langfristige Perspektive einen langen Atem haben muss: Erste Gewinne werden ab 2040 erwartet. Ein Baum braucht eben Zeit zu wachsen und Waldgenosse zu werden ist eine Investition in die Zukunft und für die kommende Generation – Klimawandelproblematik reverse. Trotzdem bleibt es eine Investition: Der Wert eines Anteils wird kontinuierlich gesteigert und durchschnittlich 4,5% jährliche Rendite sind kalkuliert – auf 100 Jahre gerechnet. Denn die Wertentwicklung des Waldes erfolgt naturgemäß nicht linear, weil die Ernten logischerweise nicht von Anfang an erfolgen können. Größere Ausschüttungen stehen nach 50+ Jahren an.

Auf Grundlage der bisherigen Projekte ergibt sich diese Prognose der Ausschüttungen für die nächsten 100 Jahre.
Bildquelle: The Generation Forest

Das erfordert Vertrauen. Slow Finance nennt The Generation Forest das und es funktioniert. Als die ARD die Organisation im Januar 2021 featuret, gab es nochmal einen starken Zulauf an Genossen, erzählt Sales Manager Lukas Mörchen. Inzwischen besitzt und verwaltet The Generation Forest 7 Flächen mit insgesamt 374 ha für 3209 Mitglieder (Stand Mai 2021).

Dafür ist das Ergebnis auch keine Plantage, sondern ein Wald, der unabhängig geprüft und für ökologisch wertvoll befunden wurde. Je Genossenschaftanteil (1.369 € entspricht 500 m2 Fläche) werden jährlich 0,7 t CO2 gebunden. Die Entwicklung der brachliegenden Weideflächen oder ehemaligen Monokulturplantagen lässt sich gut über die Projektseiten der Genossenschaft verfolgen. Gesetzt werden ca. 800 Bäume pro Hektar – das ist weniger als bei vielen anderen Aufforstungen. Damit bleibt Platz für weitere Generationen, die sich natürlich verbreiten oder nachgepflanzt werden. Letztlich finden sich über 12.000 Bäume verschiedenen Alters auf einem Hektar – auch hier ein Generationenwald eben.

Die Punkte sind Löcher, in die die Jungpflanzen gesetzt werden. Vorbereitung für die Pflanzung auf La Ponderosa.

Die Rechte für die verwendeten Bilder liegen bei The Generation Forest.

 

Interview mit Pam Haigh, UK General Manager von Ripple Africa

Seit sieben Jahren arbeitet Pam Haigh für Ripple Africa als eins von fünf Mitgliedern des kleinen Teams in Großbritannien – drei bezahlte Mitarbeiter und die beiden ehrenamtlich engagierten Gründer. Der Rest der „Familie“, wie Pam sie nennt, ist das 142-köpfige Team in Malawi. Die Geschichte von Ripple Africa reicht knapp 20 Jahre zurück, als die Gründer, Geoff und Liz Furber, in Afrika unterwegs waren und eine falsche Abzweigung zur Gründung der Organisation führte:

 

Die Aufzeichnung des Interviews war eigentlich nicht zur Veröffentlichung gedacht. Aber es ist so viel schöner, Pam die Geschichten erzählen zu hören, als nur die gekürzte Version zu lesen. Deshalb empfehle ich dringend, das Audio auf unserer Projektseite anzuhören (wenn ihr meine Ähms ertragen könnt).

 

Panterito (Kristina Huch): Was war die Motivation bei der Gründung von Ripple Africa und was ist das Ziel der Organsation? 

Pam Haigh: Das ist ziemlich interessant, weil Geoff ein Geschäftsmann ist. Er hat sich nie mit Hilfsorganisationen beschäftigt, bis zu dem Moment, als er Ripple Africa gegründet hat. Er und seine Frau reisten durch Afrika und versuchten in Malawi, den Weg zu einer Unterkunft zu finden – und sie verirrten sich. Jemand sagte, “Es wird dunkel. Da unten an der Straße ist was, warum geht ihr nicht dahin?”. Sie kamen im Dunkeln an, es war buchstäblich am Ufer des Malawi-Sees, und als sie am nächsten Morgen aufwachten, waren sie von der Schönheit des Orts völlig überwältigt. Sie erfuhren, dass die Lodge zum Verkauf stand. Also entschieden sie ganz spontan, sie zu kaufen. Aber der Besitzer hatte eine bestehende Vereinbarung mit den Schulen vor Ort, dass Lehrer, die ehrenamtlich dort arbeiten, sie nutzen können. Sie waren sich einig, das beizubehalten und gründeten eine gemeinnützige Organisation, um es auch richtig machen zu können.

Am Anfang unterstützten wir also wirklich einfach ein paar lokale Grundschulen. Und dann – wie bei den meisten Projekten, die wir machen – fängt man an, mit den Leuten vor Ort zu sprechen, und man stellt fest, dass es gar keine weiterführende Schule in fußläufiger Entfernung gibt. Also haben wir eine weiterführende Schule gebaut, die wir dann dem Staat übergeben haben. Und dann haben wir gemerkt, es gibt keine staatlichen Vorschulen. Also betreiben wir jetzt acht Vorschulen.

Danach haben wir einige Krankenhäuser unterstützt. Als wir mit den Leuten geredet haben, haben wir erkannt, dass viele der Probleme, die die Menschen haben, sich aus Umweltproblemen begründen. Und so sind wir im Laufe der Jahre immer mehr zu einer Umweltschutzorganisation geworden. Diese Arbeit machen wir hauptsächlich und in großem Maßstab. Aber wir unterstützen immer noch die lokale Community in der Nähe unserer Basis im Nkhata Bay District. Es ist also eine Mischung aus diversen Arten von Projekten. Und das macht die Arbeit so interessant und bringt so viel Spaß rein.

 

 

Ein starker Fokus liegt also auf der Community-Arbeit. Du hast bereits einige Vorteile erwähnt, zum Beispiel so viele Facetten an Projekten zu haben. Was sind weitere Vorteile von diesem Ansatz und was sind vielleicht Probleme? 

Jedes Mal, wenn wir hingehen, werden wir normalerweise von Leuten angesprochen, die sagen, “Wir brauchen Hilfe bei diesem, wir brauchen Hilfe bei jenem”, und es ist sehr leicht, sich in zu viele verschiedene Bereiche hineinziehen zu lassen. Wir müssen sehr fokussiert bleiben und das würde unseren Fokus zu weit weglenken von den Kernaktivitäten.

Aber durch die Art und Weise, wie wir gewachsen sind, haben wir einen engen Kontakt zu allen Ebenen der Community aufgebaut. Wir arbeiten mit allen, von der Bezirksverwaltung bis hin zu den einzelnen Dorfbewohnern. Indem wir sie alle einbeziehen, erhalten wir die Akzeptanz genau der Menschen, die uns wirklich helfen können, unsere Projekte zu verwirklichen. Und ich denke, das macht unsere Arbeit stärker, weil wir so in der Lage sind, die wirklichen Probleme zu identifizieren.

Unsere Stärke ist, dass wir kosteneffiziente und einfache Lösungen finden, die auf dem basieren, was die Menschen tatsächlich selbst umsetzen können. Zum Beispiel unser Cookstove-Projekt: Wir kennen viele Organisationen in Malawi, die einem Haushalt einen Metallkochherd geben und sagen: „Hier ist dein Kochherd, damit sparst du Holz“. Und dann gehen sie wieder weg, weil die meisten Finanzierungen von Organisationen nur ein oder zwei Jahre gehen. Oft geht der Herd dann kaputt oder es wird vergessen, wie man ihn benutzt, und dann legt man ihn auf die Seite und kehrt zurück zur traditionellen Art des Kochens auf einem großen Drei-Steine-Feuer, für das riesige Holzstücke benötigt werden.

Wir dagegen setzen uns hin und sagen: Okay, was wollt ihr kochen und wie wollt ihr es kochen und was ist euch wichtig? Und lasst ihn uns zusammen designen aus lokal verfügbarem Material. Lasst uns euch helfen, ihn zu bauen, anstatt dass wir euch was Fertiges geben. Er soll hinterher eurer sein und ihr sollt die Verantwortung dafür übernehmen können.

 

Ist das, was ihr unter ´charity run like a business´ versteht? 

Ja, ganz genau. Ich bin der Meinung, viele Hilfsorganisationen starten mit den besten Absichten, aber arbeiten nicht unternehmensähnlich. Eine Menge Hilfsgelder wird dadurch verschwendet, denke ich. Wenn man ein Produkt hat und es an einen Kunden verkauft, muss man dieses Produkt liefern und der Kunde muss damit zufrieden sein. Dann sind alle glücklich. Aber viele Hilfsorganisationen beziehen die Menschen nicht in die Entscheidungsfindung ein. Damit ist es kein Produkt, das sie wollen oder verstehen. Ich denke, das ist der große Unterschied zwischen uns und vielen anderen Organisationen. Und es bedeutet, dass wir viel bewegen können mit vergleichsweise wenig Geld.

 

Bekommt ihr nicht Probleme, weil der Aufwand, die Communities über längere Zeit zu unterstützen, laufende Kosten für das Personal bedeutet?

Ja, absolut. Und das ist ein Problem mit unserer Finanzierung. Denn wie schon gesagt, viele Projektgelder sind nur für ein oder zwei Jahre vorgesehen. Wir hatten fantastische Unterstützung von einigen sehr großen Trusts und Stiftungen, aber sie haben die Erwartung, dass das Problem nach einem Jahr gelöst ist. Und das ist ganz offensichtlich nicht der Fall.

Außerdem denke ich, es gab ein Problem mit vielen Organisationen, die Leute quasi bestochen haben, mitzumachen. Zum Beispiel sind wir mit dem Cookstove-Projekt in ein Gebiet in den Bergen gegangen und haben erklärt, das ist der Kochherd, das wollen wir machen, und sprachen mit den Leuten darüber. Und sie fragten, “Wo sind unsere kostenlosen Töpfe und Pfannen?“ – wir sagten: „Was meint ihr damit?“ und sie antworteten, “Neulich kam jemand und wollte uns kostenlose Töpfe und Pfannen zu deren Kochherd geben”, wo also unsere seien. Und wir sagten: “Das machen wir nicht. Was ihr davon habt, ist, dass ihr Bäume auf den Bergen um euch herum haben werdet, anstatt sie alle für das Holz zu fällen. Und ihr werdet Zeit sparen, weil ihr das ganze Holz nicht sammeln müsst.” Das ist meiner Meinung nach eins der großen Probleme – es gibt die Erwartung, Dinge umsonst zu bekommen, ohne dass selbst etwas investieren werden muss. Und wir versuchen, diese Denkweise zu ändern.

 

 

Noch eine Frage in diese Richtung: Wir wollen in unseren nächsten Bericht einen failure report aufnehmen. Also darüber nachdenken, was nicht funktioniert hat, die Probleme zu identifizieren und dann versuchen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Kannst du Probleme von Ripple Africa benennen und vielleicht nicht nur für die Phase, in der ihr jetzt seid, sondern auch für frühere Phasen?

Eins der Dinge, in denen wir als Organisation sehr stark sind, ist es einzugestehen, wenn was schiefläuft. Was wir bei den Menschen, mit denen wir in Malawi zusammenarbeiten, festgestellt haben, ist, dass sie lieber ja sagen und dich zufrieden stellen wollen, und nichts sagen möchten, von dem sie denken, dass es dich ärgert. Am Anfang sind wir also hingegangen und haben gefragt, wie es läuft, und sie sagten: „Oh, alles gut“. Das sahen wir aber nicht in den Ergebnissen. Und wir mussten tatsächlich fast etwas an der Kultur ändern, um die Leute zu ermutigten, zuzugeben, wenn sie einen Fehler gemacht haben, und dann daraus zu lernen und es anders zu machen.

Ein Beispiel: Als wir unser Changu-Changu-Moto-Cookstove-Projekt gestartet haben, wollten wir Leute in den Dörfern als Koordinatoren, die helfen konnten, die Herde einzuführen und zu zeigen, wie man sie benutzt. Also wandten wir uns an den örtlichen Chief und sagten, kannst du jemand aus deinem Dorf vorschlagen. Und weil es nicht viele Arbeitsplätze gibt, wurden hauptsächlich junge Männer vorgeschlagen. Das Problem dabei ist, dass ein junger Mann nicht kocht, also nicht versteht, wie Frauen kochen. Er hat nur aus der Ferne zugeschaut und dann das Essen gegessen. Wir haben also nicht den Beziehungsaufbau erreicht, den wir brauchten. Also sind wir komplett anders vorgegangen:  Als wir in die nächsten Dörfer gegangen sind, haben wir gesagt: „Könnt ihr uns einer Frau vorstellen, vor der jeder Respekt hat?“. Und dann sind wir zu ihr gegangen und haben mit ihr gearbeitet, und sie wurde dann quasi Meisterin der neuen Art zu kochen. Aber so etwas lernt man nur, wenn man es erstmal falsch macht.

 

Ein anderes großes Problem für uns alle im Moment: Wie verändert Covid eure Arbeit?

Das ist spannend, denn wir dachten, dass es einen viel verheerenderen Effekt haben würde, als es tatsächlich der Fall ist. Glücklicherweise gab es in Malawi viel weniger Fälle, und ich denke, das liegt vor allem daran, dass die Bevölkerung dort viel jünger ist – über 50 % der Einwohner ist unter 18 Jahre alt. Und sie waren auch sehr gut darin, alle Grenzen sehr schnell zu schließen. Aber gerade gehen die Fallzahlen hoch wegen der südafrikanischen Variante. Viele Malawier reisen nach Südafrika, um Geld für ihre Familien zu verdienen. Und sie kommen zurück ins Land und bringen die Krankheit mit.

Aber Malawi hat keine Art von sozialem Sicherungssystem. Wenn die Leute also nicht arbeiten, verhungern sie. Und so haben die meisten Geschäfte weitergemacht. Und wir haben mit unseren Naturschutz-Volunteers einiges gemacht, um aufzuklären, wie wichtig Händewaschen ist und social distancing, wie man die Symptome erkennt und was dann zu tun ist. Tragen von Masken in der Öffentlichkeit ist Pflicht, aber solange man nicht entdeckt wird, kommt man natürlich damit durch. Daher bitten wir alle unsere Mitarbeiter und Volunteers, mit gutem Beispiel voranzugehen und ihre Masken zu tragen.

Interessant ist, dass wir, als wir anfingen, mit dem Bezirksrat über Covid zu sprechen, erfahren haben, wie viele kaputte Bohrlöcher es gibt – das war uns nicht bewusst. Ich glaube, allein in unserem Bezirk gab es etwa 800 kaputte Bohrlöcher. Das bedeutet, dass die Bohrlöcher, die in Betrieb waren, viel stärker ausgelastet waren. Jedes Bohrloch wird im Durchschnitt von 150 Personen genutzt. Wenn man also davon ausgeht, dass die drei um einen herum alle kaputt sind, dann nutzen all diese Menschen das ein und dasselbe, was das Problem der Verbreitung von Infektionen noch verschärft.

Deshalb sind wir jetzt dazu übergegangen, Bohrlöcher zu reparieren. Das ist ein Projekt, an dem wir vor Covid nie beteiligt gewesen wären. Wobei alles, was wir tun, ist, die Finanzierung für Ersatzteile und Transport bereitzustellen. Denn der Bezirk hat ein Team von Wartungsleuten, deren Aufgabe es genau ist, Bohrlöcher zu reparieren, aber sie haben nicht das Geld, um die Ersatzteile zu kaufen.

Und jetzt haben wir festgestellt, dass keins unserer örtlichen Krankenhäuser über Sauerstoffanlagen verfügt. Also haben wir Gelder zusammengebracht, um unser Krankenhaus und die Kliniken in der Gegend mit Sauerstoffkonzentrationsgeräten auszustatten, die ihnen hoffentlich nicht nur bei Covid helfen werden, sondern auch in den kommenden Jahren. Es war also eine Chance genauso wie eine Tragödie für uns.

Panterito unterstützt über One Crew | One Tree das Baumpflanzprojekt von Ripple Africa.

Mehr dazu auf unserer Projektseite >

Das Programm für energiesparende Cookstoves, das Pam mehrfach erwähnt, ist von der UN offiziell als Projekt zum CO2-Ausgleich zertifiziert. Sollte man im Hinterkopf behalten: Die nächste Kompensation kommt bestimmt.

2020 liegt jetzt also hinter uns. Zeit, Bilanz zu ziehen. Nein, ich meine nicht Corona, sondern meinen CO2-Fußabdruck. Irgendwann hatte ich angefangen, meine Flugreisen zu kompensieren, inzwischen kaufe ich meinen dreiköpfigen Haushalt frei. Dafür kann man einfach auf eine der Seiten gehen, die Google einem vorschlägt. Oder man macht sich drei Gedanken mehr und guckt sich an, was es alles gibt.

Wir werfen hier einen Blick auf die Fragen

  • Wie kann ich meine Emissionen berechnen?
  • Was kaufe ich da eigentlich, wenn ich kompensiere?
  • Auf welche Arten kann kompensiert werden und welche Projekte sind besonders sinnvoll?
  • Impact investment als Alternative

 


Wie kann ich meine Emissionen berechnen?

Nach den aktuellsten Zahlen des Umweltbundesamts (UBA) liegt der deutsche Durchschnitt bei 11,17 t CO2e – das wird für 2020 dank weggefallener Urlaubsflüge und deutlich eingeschränkter Mobilität sicher ein Stück nach unten gehen. Schon, um mehr über den eigenen Fußabdruck zu erfahren, lohnt es sich aber, eine genauere Berechnung anzustellen. Empfehlung ist der UBA-Rechner, der einerseits sehr detailliert ist und trotzdem in maximal 10 Minuten ausgefüllt, wahlweise mit exakten Daten oder Durchschnitten. Das, was rauskommt, ist eine Orientierung (jeder Rechner wird eine andere Gesamtsumme ausspucken, das ist stark abhängig von der Methodik), aber eine solide Orientierung.

Ergebnisseite CO2 Rechner Umweltbundesamt


Was kaufe ich da eigentlich?

Offsetting oder Kompensation heißt erstmal einfach, ich bezahle Geld dafür, dass jemand anderes die Emissionen einspart oder bindet, die ich verursacht habe. Dafür wie das umgesetzt und garantiert wird, gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Die gängigste im Privatbereich sind Verified Emission Reductions (VERs): Emissionsreduktionen, die von einer unabhängigen Stelle nach einem bestimmten Standard überprüft wurden. Die sehr ausführliche Broschüre des UBA zu freiwilligen Emissionen fasst alle wichtigen Fragen und Antworten zusammen.

Daneben gibt es den sogenannten Verpflichtungsmarkt, hier sind nur Emissionsreduktionen zugelassen, die nach dem Clean Development Mechanism (CDM) und der Joint Implementation (JI) nach dem Kyoto-Protokoll zertifiziert sind. Auch Privatpersonen können direkt über die UN ohne Vermittlungskosten an die Projekte spenden. Trotz scheinbar höherwertigerer Zertifizierung ist ihre Güte nicht unumstritten. Neben den gehandelten Emissionsreduktionen gibt es im Verpflichtungsmarkt zusätzlich Emissionsrechte. Der EU Emissionsrechtehandel (EU ETS) ist der erste grenzüberschreitende und weltweit größte. Wie der Name schon sagt, geht es hier nicht um Einsparungen, sondern um Emissionsrechte für die größten Emittenten, deren Volumen limitiert ist und kontinuierlich verknappt wird. Wird nun ein Zertifikat gekauft und gelöscht, ohne dass die Emissionen ausgestoßen werden, muss defacto eine Tonne weniger emittiert werden. Auf dieses Prinzip setzt das Startup ForTomorrow auf.

Und zusätzlich gibt es natürlich auch Angebote, die gar nicht offiziell zertifiziert oder verifiziert sind. Sie sind nicht prinzipiell weniger vertrauenswürdig, denn wie bei allen Siegeln gilt: Es ist für die Projekte meist (insbesondere initial) mit hohen Kosten verbunden. Ich kenne mehrere Initiativen, die ihre Reduktionsberechnungen lediglich von kompetenter Seite absegnen lassen und direkt anbieten.

 


Wie kann kompensiert werden und welche Projekte sind besonders sinnvoll?

ClimatePartner untergliedert die Möglichkeiten anschaulich in drei Bereiche:

⚡ Green Energy
jede Form von Ablösung fossiler bzw. Atomenergie durch nachhaltige Energiequellen

🌳 Nature Based Solutions
Waldschutz, Aufforstung, Blue Carbon, Landwirtschaft

🔥 Social Impact
Fuel-efficient Cookstoves, Sauberes Trinkwasser, Kleinbiogasanlagen

Die jeweiligen Ansätze sind sehr umstritten. Der sicherlich bekannteste Anbieter, atmosfair, bietet beispielsweise keine Pflanzprojekte an. In meinen Augen gibt es drei besonders sinnvolle Projektbereiche: Waldschutz, saubere Kochöfen und sauberes Trinkwasser.

 


Waldschutz

Wir sind davon überzeugt, dass Projekte insbesondere dann funktionieren, wenn sie selbst wirtschaftlich sind. Das kann für die meisten genannten Möglichkeiten zur Emissionsreduktion gegeben sein – für den Waldschutz aktuell nicht (genau hier setzt ja auch REDD+ an). Er ist abhängig von externer finanzieller Förderung. Gleichzeitig erfüllen die bestehenden Urwälder neben ihrem Wert als CO2-Speicher ein Vielfaches an Umweltleistungen und ihre Vernichtung ist ab einem gewissen Zerstörungsgrad unwiederbringlich. Damit sind Waldschutzprojekte in meinen Augen besonders sinnvoll.

Waldschutzprojekte als direktes Kompensationsangebot zu finden, ist allerdings gar nicht so einfach. Ich kenne es für Unternehmen (z.B. via ClimatePartner) und ansonsten nur indirekt: als Spende für Regenwaldschutzprojekte ohne Angabe eines verbundenen Offsettings (z.B. NABU, Retttet den Regenwald oder Oro Verde) oder aber in Form von Pflanzprojekten, die so entworfen sind, dass sie den Druck auf die Wälder vermindern (z.B. fairventures).

Fog over landscape in panamaLandschaft in Panama


Fuel-efficient cookstoves

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung kocht zuhause mit festen Brennstoffen wie Holz, Holzkohle oder landwirtschaftlichen Abfällen. Das führt einerseits in vielen Regionen zu zunehmender Entwaldung, andererseits schätzt die WHO, dass jährlich knapp 4 Millionen Menschen durch die Folgen der Raucheinwirkung sterben. Auf die weltweit häufigste Infektionskrankheit Malaria gingen in der Spitze nach Computermodellen 1,8 Mio. Sterbefälle in 2004 zurück.

Changu Changu Moto Herd von Ripple Africa im Einsatz

Das langfristige Ziel muss natürlich sein, dass Brennstoffe verwendet werden, die sauber verbrennen und ressourcenschonend sind, wie Biogas oder Solarenergie. Ein Zwischenschritt sind Kochherde, die weniger Energie benötigen und rauchärmer sind. Hier hat die Zertifizierung doppelt Sinn, ich höre nämlich immer wieder von Projekten, die scheitern, sobald der Support wegfällt. Die jährlichen Stichproben bedeuten, dass die Projekte kontinuierlich begleitet werden. Ripple Africa, die im Norden Malawis arbeiten, benötigen für ihre Lehmkocher quasi kein Geld – es fließt alles in die Community Manager und so kann eine extrem hohe Stabilität erreicht werden (auch von der UN-zertifiziert).

 


Impact Investment als Alternative

Eine Alternative zum Freikaufen ist die Investition von Unternehmen, die Reduktionsprojekte wirtschaftlich umsetzen. Der Vorteil hier ist zum einen, dass durch das wirtschaftliche Agieren genau das Problem des Scheiterns der Projekte nach Versiegen der finanziellen Unterstützung eleminiert ist. Und andererseits natürlich, dass das Geld nicht einmalig gespendet wurde, sondern – hoffentlich – rentabel angelegt. Zwei Beispiele:

  • Africa GreenTec baut und betreibt Off-Grid Solarsysteme im östlichen Subsahara-Afrika. Sie lösen damit Dieselgeneratoren ab und ermöglichen das Entstehen und Vergrößern von KMUs. Für Skalierung und weitere Innovationen ihrer Lösung vergibt das Unternehmen Anteile im Crowdfunding-Modell. 250 € Investment spart nach eigenen Angaben pro Jahr ca. 70 kg CO2e ein mit einer Garantie von 20 Jahren Laufzeit. Eine Kompensation von 10 t CO2e bedingt also eine Investition von 1.800 € – allerdings mit CO2-Kredit auf 20 Jahre.
  • enyway arbeitet ähnlich wie fairventures mit schnellwachsenden Plantagen in Indonesien, bietet aber eine Beteiligung von 4,25%. 140 € Investition kompensieren 5 Jahre lang je eine Tonne. Entsprechend kompensiert man für 1.400 € fünf Jahre lang 10 t CO2e.

Bei betterplace und bettervest finden sich viele weitere Möglichkeiten, kleine und große Projekte direkt zu unterstützen. Allerdings muss man hier genau hingucken: Bei bettervest findet sich z.B. die Firma burn, die energieeffiziente Kochherde in Kenia produziert und auch im ClimatePartner-Portfolio vertreten ist. D.h. über ein Darlehen an burn ist es möglich, am Verkauf der VERs mitzuverdienen – aber es fehlt dann natürlich die Neutralstellung, die ja weiterverkauft wurde.

 


PS: Wissen und Netzwerkkontakte geben wir bei Bedarf gerne weiter. Im Programm One Crew | One Tree managen wir beispielsweise die Auswahl der Pflanzprojekte für unsere Projektpartner.

Autor: Kristina Huch

Showing book Bäume für Borneo

Ich war sehr glücklich, als wir von unserem Partner Fairventures das Buch von Sarina Albeck geschickt bekommen haben. Was für eine willkommene Ablenkung und Möglichkeit, ein paar sozial distanzierte Stunden auf dem Sonnenbalkon zu verbringen – und dabei einiges zu lernen.

Sarina nähert sich in ihrem Buch den Fragen nach den Ursachen von Abholzung in Indonesien. Sie tut das sehr persönlich, ausgehend von dem Gefühl, dass wir alle kennen: Es ist nicht gut, was passiert – das sollte sich ändern. Aber was passiert eigentlich? Und warum? Dabei geht es ihr einerseits um den Wald, zu gleichen Teilen aber auch um die Menschen:

Für die Menschen gibt es in unserer Utopie erstaunlich wenig Platz. Manchmal tauchen sie am Rande auf: als Verlierer von Landrechtskonflikten oder als Handlanger von Konzernen bei der Rodung großer Waldflächen. Oder wir stellen sie uns als nomadisierende Naturvölker vor, die mit der Moderne nichts zu tun haben. Selten sehen wir sie als normale Menschen mit Bedürfnissen und Meinungen, Familien, die in Städten oder Dörfern leben, als Bauern, Wachleute, Lehrerinnen, Verkäuferinnen, Männer mit Motorrrad, Frauen mit einem nervigen Ehemann, mit einem kranken Kind, das zum Arzt muss, Menschen mit Lust auf Konsum (…).

Ich spitze natürlich zu. Und ich polemisiere. Trotzdem: Mein Eindruck ist, dass wir uns eine zu einfache Sicht auf ein komplexes Thema leisten. Eine Vereinfachtung, die nicht nur nichts nützt, sondern schadet.

Die Antwort, die sie als Konsequenz ihrer Überlegungen vorstellt, dreht sich um das Konzept von Fairventures Worldwide. Sie portraitiert Johannes Schwegler, der das gemeinnützige Unternehmen aufgebaut hat, das Kleinbauern auf der Insel Borneo dazu animiert und befähigt, Nutzwälder anzulegen. Warum kein natürlicher Regenwald? Weil damit die Ursachen ignoriert würden.

Dort, wo früher Regenwald war, gibt es heute in Kalimantan viele freie Flächen. Theoretisch könnten sie für den Ackerbau verwendet werden. Ab und zu geschieht dies auch, doch ohne befriedigende Ergebnisse. Die Hauptursache dafür ist der Zustand der ehemaligen Waldböden: Sie sind degradiert und kaum mehr fruchtbar. (…) Der Sengon ist der Protagonist dieser Geschichte.

Der Sengon ist ein Pionierbaum – eine Spezies, die auch unter ungünstigen Bedingungen wächst und den Boden für andere Pflanzen bereitet. So erhalten die Flächen wieder einen Wert: Zwischenfrüchte wie Erdnuss oder Kakao können angebaut werden. Und der Sengon wächst so schnell, dass er nach sieben bis zehn Jahren geschlagen werden kann.

Sarina stellt die Menschen vor, die sie getroffen hat und erzählt von dem, was sie und wie sie es verstanden hat. Sie vereinfacht, ohne unterkomplex zu werden und trägt viele Bausteine zusammen, aus denen sich Stück für Stück ein grobes Bild ergibt.

Die 170 locker bedruckten Seiten sind ein sehr guter Einstieg in die Problematik Abholzung, Regenwaldschutz und sinnvolle Aufforstung.

 

Sarina Albeck: Bäume für Borneo. Wie Aufforstung die indigene Bevölkerung schützt und den Klimawandel bekämpft. Oekom 2020, 19,00 €

 

Aufbauend auf der größten Meta-Analyse des globalen Nahrungsmittelsystems zeigt Hannah Ritchie von der Oxford University die Bedeutung der einzelnen Prozesschritte für den CO2-Fußabdruck von 29 Produkten – mit spannenden Ergebnissen:

  • Regionalität spielt beim Carbon Footprint der untersuchten Nahrungsmittel eine untergeordnete Rolle – er wird nur dann relevant, wenn statt per Schiff mit dem Flugzeug befördert wird. Das ist besonders bei leicht verderblichen Produkten wie Beeren, Spargel oder grünen Bohnen der Fall.
  • Der Hauptteil der Emissionen fällt auf die veränderte Bodennutzung (wo eine Weide ist, steht kein Wald) und die landwirtschaftlichen Prozesse (Methanausstoß insbesondere durch Rinder, aber auch Reispflanzen, Emissionen durch Dünger, Gülle und landwirtschaftliche Maschinen). Saisonaler Anbau in den Herkunftsländern ist deshalb sehr sinnvoll.
  • Absoluter Spitzenreiter ist Rindfleisch, wobei zwischen Fleisch aus Milchviehhaltung und reiner Fleischzucht unterschieden wird. Letzteres bringt dreimal soviel CO2 auf sein Konto wie das Fleisch der Milchkühe.
  • Für alle tierischen Produkte kommt immer noch ein beträchtlicher Anteil Emissionen für die Futtermittel hinzu. Von den 29 analysierten Nahrungsmitteln sind in der Hälfte mit dem größeren Fußabdruck die tierischen Produkte – und Schokolade, Kaffee, Palm-, Olivenöl und Reis.
  • Nüsse und Olivenöl bekommen für den Agroforstaufbau negative Emissionen angerechnet.
  • Verarbeitung, Transport, Einzelhandel und Verpackung machen zum Aktuellen Zeitpunkt einen relativ geringen Teil der Nahrungsmittelemissionen aus. Dafür stellt eine pflanzenbasierte Ernährung tatsächlich einen großen Unterschied dar.
  • Milch, Eier, Fisch, Geflügel- und Schweinefleisch verursachen etwa halb so viele Emissionen wie rotes Fleisch, Käse, Schokolade und Kaffee.

Wer noch genauer einsteigen möchte, findet hier die ausführlichen Ergebnisse der Analyse zu Umweltauswirkungen von Landwirtschaft und Nahrungsproduktion von Hannah Ritchie und Max Roser.

Group of Students of St Ignatius during planting action

Das Schwierigste war es, die Setzlinge vom 100 km entfernten Chitipa nach Nthalire zu bringen, berichtet Madalitso von der St. Ignatius Secondary School in Malawi. Wegen der heftigen Regenfälle war die Straße zeitweise unbefahrbar: „There was even a time when we spend a night on the way because the vehicle was stuck. The experience of travelling was not so pleasing.“

Trotzdem haben sie es geschafft: 1450 Setzlinge wurden im Dezember rund um das Schulgelände gepflanzt: Obstbäume wie Banane, Mango, Papaya, Guave oder Avocado – sowie mit Eukalyptus, Kiefer, Senna und Cassia auch Zier- und Nutzholz. Die Pflanzen sollten das Schulgelände verschönern und sind gleichzeitig praktische Unterrichtseinheit für die Schüler. Die Auswirkungen des Klimawandels sind in Subsahara-Afrika zunehmend spürbar. Und Malawi zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Projekt ist ein Versuch, den Schülern die Veränderungen zu erklären und Strategien zu entwickeln, wie es möglich sein kann, sich anzupassen.

Die St. Ignatius ist eine von acht Schulen in Malawi, Sambia und Südafrika, die am Projekt Ein Baum in Afrika teilnehmen. Da alle Schulen andere Voraussetzungen haben, gibt es acht verschiedene Umsetzungen. Die Koordination erfolgt meistens über das lokale Pfadfindernetzwerk. Die Scouts schulen die Jungendlichen und gemeinsam mit dem Schulpersonal kümmern sie sich um Pflanzung, Pflege und Verwertung.

In St. Ignatius gibt es einen Wild Life Club, geleitet von den Lehrern für Geographie und Landwirtschaft. Rund 50 Schüler aus dieser AG haben an der Pflanzaktion teilgenommen. Jetzt muss sich zeigen, wieviele Setzlinge es durch die Trockenzeit schaffen.

Interview mit Markus Wolff von der Waldgenossenschaft Remscheid zu Status quo und Perspektive unseres Waldes.

Privater Waldbesitz ist in vielen Fällen durch Erbteilung zu Kleinstflächen auseinanderparzelliert – im Bergischen Land auf durchschnittlich unter zwei Hektar pro Eigentümer. Eine lohnende Bewirtschaftung ist damit kaum mehr möglich, so dass viele Walderben einen Ausweg in interessierten Käufern suchen. Dann finden sich unter anderem Investoren mit Kahlschlagplänen. Denn bis zu zwei Hektar dürfen in NRW ohne Genehmigungen entwaldet werden.

Um das zu unterbinden und den Wald stattdessen nachhaltig zu bewirtschaften, wurde vor 6 Jahren die Waldgenossenschaft Remscheid gegründet. Inzwischen bewirtschaftet sie ziemlich genau 70 Hektar Wald und zählt 232 Mitglieder – seit kurzem auch die Panterito Stiftung.

Markus Wolff ist Gründer und Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft – und gleichzeitig Leiter des Remscheider Stadtforstamtes, denn erst ein Zusammenschluss macht für die Genossenschaft möglich, wovor Privatbesitzer kapitulieren. Er hat mit Kristina von Panterito über Zustand und Zukunft des Waldes gesprochen.

Herr Wolff, es wurde in den Medien viel berichtet über die Trockenheit, die Waldbrände, die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald. Spüren Sie das an Ihren Waldflächen?

Selbstverständlich. Es gibt keinen Wald in Deutschland, in Europa, der aktuell nicht irgendwie sichtbar oder noch unsichtbar vom Klimawandel betroffen und damit auch gestresst ist.

Was sind die typischen Zeichen?

Vitalitätsminderung von Bäumen. Die sind einfach geschwächt. Drückt sich aus in Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen, sie verlieren frühzeitig ihr Laub oder werden, wenn es Fichten oder andere Nadelhölzer sind, schnell trocken und dann braun.

Aber wir stehen noch relativ gut da. Das Bergische Land ist eins der Hauptschadgebiete in NRW. Ich hatte letzte Woche noch eine Führung mit einer Schulklasse in unserem Wald und da ist mir aufgefallen, dass wir aufgrund unserer Bewirtschaftungsform noch vergleichsweise gut bis sehr gut dastehen.

Was machen Sie anders?

Wir machen das nicht anders in der Waldgenossenschaft wie in unserem Stadtwald – beides wird sogenannt „naturgemäß“ bewirtschaftet. Das sind Kriterien der ANW, Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft, die unter anderem darauf setzt, den Wald zu frühzeitig verjüngen, dadurch mehr Struktur, mehr Vielfalt, mehr Mischung reinzubekommen und dann sind die Bäume einfach vitaler und widerstandsfähiger.

Was sind die größten Herausforderungen, die jetzt auf die Genossenschaft zukommen? Einerseits natürlich Anpassung an Klimawandel, aber auf der anderen Seite gibt es auch die Frage, wie eine Wirtschaftlichkeit erreichbar ist – oder ist das gar nicht der Fokus?

Natürlich, also Wirtschaftlichkeit im Sinne einer schwarzen Null. Das ist auch in Anbetracht des Holzpreisverfalls eine Herausforderung, gar keine Frage. Aber es deutet sich an, dass jetzt aufgrund dieser gesamtpolitischen Bewusstseinsänderung der Wald zunehmend in den Fokus kommt, und dass wir neue Märkte erschließen können. Dass wir beispielsweise für CO2-Speicherung Erträge erzielen können, dass wir für Ökosystemdienstleistungen zukünftig honoriert werden und für viele andere Dinge, wo man jetzt gespürt hat, dass es ohne Wald oder mit weniger Wald einfach nicht geht.

Erst Ende September beim „Nationalen Waldgipfel“ wurden vor Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner weitere Gelder in Millionenhöhe für die Beseitigung der Schäden zugesichert. Entscheidend ist jetzt, dass die dringend benötigten Mittel richtungsweisend eingesetzt werden. Wenn Gelder statt als Flächenpauschale an Maßnahmen für Ökosystemleistungen gekoppelt sind, fördern sie langfristig den Umbau von Industriewäldern in gesunde Ökosysteme, erklärt beispielsweise das 12-Punkte-Papier des NABU.

Projektstart zum historischen Datum: Am heutigen weltweiten Klimastreiktag setzen unzählige Menschen gemeinsam mit Fridays For Future ein Zeichen für einen radikalen Richtungswechsel in der Klimapolitik sowie in allen gesellschaftlichen Bereichen. Es gibt keine Ausreden mehr: Es ist höchste Zeit zu handeln.

Der perfekte Tag für den Start des Projekts ONE CREW ONE TREE. Für jede papierlose Auftragsabwicklung spendet das Unternehmen für Veranstaltungspersonal artlogic ab heute einen Baum.  Besonders schön ist, dass sich auch die internationalen Niederlassungen am Projekt beteiligen.

Panterito begleitet ONE CREW ONE TREE in Konzeptphase und Umsetzung und unterstützt bei der Auswahl der Aufforstungsprojekte. Es ist bereits das zweite gemeinsame Projekt. artlogic kompensiert seit mehreren Jahren seine CO2-Emissionen über ein Agroforstprojekt in Panama in Zusammenarbeit mit Panterito.

Nächstes Ziel ist die Ausweitung des Konzepts auf weitere Branchen.

Zum Tag des Baums wurden von Global Forest Watch die aktuellen Zahlen zum weltweiten Regenwaldverlust veröffentlicht.

2018 verloren die Tropen in der Bilanz 12 Millionen ha Wald, davon insbesondere 3,6 Millionen ha ursprünglicher Regenwald.

Ursprüngliche Regenwälder speichern mehr Kohlenstoff als andere Wälder, stellen den vielfältigesten Lebensraum der Erde dar und sind durch ihre Komplexität kaum oder gar nicht wieder herstellbar. Trotzdem sich immer mehr Länder wie auch Unternehmen verpflichten, auf Abholzung zu verzichten, bleibt der Verlust im Vergleich mit den  letzten zehn Jahren stabil (2016 und 2017 ausgenommen, da durch starke Waldbrände Rekordverluste verzeichnet werden mussten. )

Global Forest Watch erhebt seine Zahlen aus Satelitendaten, die auf Baumbestand hin analysiert werden. Diese empirisch erhobenen Zahlen weichen meist startk von den Angaben der der Welternährungsorganisation FAO ab, die sich auf Regierungsangaben der Länder stützen.

Die genauen Zahlen von Global Forest Watch, eine detaillierte Auflistung der Länder mit den höchsten Verlusten sowie größten Anstiegen und Spotlights auf einige Länder und Regionen finden sich hier – auf englisch, spanisch, portugiesisch und französisch.