Leseempfehlung: Bäume für Borneo
Ich war sehr glücklich, als wir von unserem Partner Fairventures das Buch von Sarina Albeck geschickt bekommen haben. Was für eine willkommene Ablenkung und Möglichkeit, ein paar sozial distanzierte Stunden auf dem Sonnenbalkon zu verbringen – und dabei einiges zu lernen.
Sarina nähert sich in ihrem Buch den Fragen nach den Ursachen von Abholzung in Indonesien. Sie tut das sehr persönlich, ausgehend von dem Gefühl, dass wir alle kennen: Es ist nicht gut, was passiert – das sollte sich ändern. Aber was passiert eigentlich? Und warum? Dabei geht es ihr einerseits um den Wald, zu gleichen Teilen aber auch um die Menschen:
Für die Menschen gibt es in unserer Utopie erstaunlich wenig Platz. Manchmal tauchen sie am Rande auf: als Verlierer von Landrechtskonflikten oder als Handlanger von Konzernen bei der Rodung großer Waldflächen. Oder wir stellen sie uns als nomadisierende Naturvölker vor, die mit der Moderne nichts zu tun haben. Selten sehen wir sie als normale Menschen mit Bedürfnissen und Meinungen, Familien, die in Städten oder Dörfern leben, als Bauern, Wachleute, Lehrerinnen, Verkäuferinnen, Männer mit Motorrrad, Frauen mit einem nervigen Ehemann, mit einem kranken Kind, das zum Arzt muss, Menschen mit Lust auf Konsum (…).
Ich spitze natürlich zu. Und ich polemisiere. Trotzdem: Mein Eindruck ist, dass wir uns eine zu einfache Sicht auf ein komplexes Thema leisten. Eine Vereinfachtung, die nicht nur nichts nützt, sondern schadet.
Die Antwort, die sie als Konsequenz ihrer Überlegungen vorstellt, dreht sich um das Konzept von Fairventures Worldwide. Sie portraitiert Johannes Schwegler, der das gemeinnützige Unternehmen aufgebaut hat, das Kleinbauern auf der Insel Borneo dazu animiert und befähigt, Nutzwälder anzulegen. Warum kein natürlicher Regenwald? Weil damit die Ursachen ignoriert würden.
Dort, wo früher Regenwald war, gibt es heute in Kalimantan viele freie Flächen. Theoretisch könnten sie für den Ackerbau verwendet werden. Ab und zu geschieht dies auch, doch ohne befriedigende Ergebnisse. Die Hauptursache dafür ist der Zustand der ehemaligen Waldböden: Sie sind degradiert und kaum mehr fruchtbar. (…) Der Sengon ist der Protagonist dieser Geschichte.
Der Sengon ist ein Pionierbaum – eine Spezies, die auch unter ungünstigen Bedingungen wächst und den Boden für andere Pflanzen bereitet. So erhalten die Flächen wieder einen Wert: Zwischenfrüchte wie Erdnuss oder Kakao können angebaut werden. Und der Sengon wächst so schnell, dass er nach sieben bis zehn Jahren geschlagen werden kann.
Sarina stellt die Menschen vor, die sie getroffen hat und erzählt von dem, was sie und wie sie es verstanden hat. Sie vereinfacht, ohne unterkomplex zu werden und trägt viele Bausteine zusammen, aus denen sich Stück für Stück ein grobes Bild ergibt.
Die 170 locker bedruckten Seiten sind ein sehr guter Einstieg in die Problematik Abholzung, Regenwaldschutz und sinnvolle Aufforstung.