Wir haben sie alle schon gesehen, die bunten Kacheln der Sustainable Development Goals (kurz SDGs). Sie fallen ins Auge, prägnant designed, gehören zu den UN-Nachhaltigkeitszielen – soviel ist den meisten bekannt. Weil sie ab jetzt auch auf unseren Projektseiten zu sehen sind, blicken wir etwas tiefer und erläutern die Hintergründe.
Was sich hinter dem Begriff Sustainable Development Goals verbirgt
Die SDGs sind die Ziele für eine nachhaltige globale Entwicklung bis 2030, die sich die 195 Länder der Vereinten Nationen gesetzt haben. Sie sind in der Agenda 2030 festgehalten, die am 01.01.2016 in Kraft getreten ist und eine Laufzeit von 15 Jahren hat, bis 2030 also.
Die 17 Ziele werden in 169 Unterzielen konkretisiert und ihr Fortschritt wird über 244 festgelegte Indikatoren gemonitort und jährlich berichtet (Vollständige Resolution in der deutschen Fassung, ab S. 15 Liste mit Zielen und Unterzielen).
Warum die Einigung auf die SDGs ein wichtiger Schritt war
Eine Einigung unter 195 Ländern, die nicht als der kleinste gemeinsame Nenner völlig verwässert ist, ist per se schon bemerkenswert. Der Untertitel der Agenda 2030: „Transformation unserer Welt“ macht deutlich, dass der Blick auf Großes gerichtet ist.
Die SDGs heben sich tatsächlich in mehreren Punkten von ihren Vorgängern, z.B. den Millennium Goals, ab:
- Sie umfassen erstmalig nicht nur die soziale Entwicklungsdimension, sondern gleichwertig ökonomische und ökologische Aspekte.
- Sie gelten nicht nur für die Entwicklungsländer, sondern für alle Staaten gleichermaßen.
- Zur Messbarmachung der Ziele werden weitreichende Daten gefordert. Davor wurden lediglich vorhandene Daten der nationalen statistischen Ämter berücksichtigt. (Was nicht heißt, dass die geforderten Daten auch geliefert werden.)
Die Ziele sind hoch gesteckt und damit eine sehr gute Ausgangslage. Nach gut einem Drittel der gesetzen Laufzeit wird allerdings von verschiedenen Seiten die Vermutung laut, dass die historische Zielsetzung letztlich doch nur ein Lippenbekenntnis war.
Wie der Stand der Umsetzung ist
„We are making progress. Extreme poverty and child mortality rats are falling. Access to energy and to decent work is rising. (…) But let us be clear: we are far from where we need to be. We are off track“, konstatierte UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf dem ersten Treffen der Regierungschefs nach der Beschlussfassung 2019.
Da die Datenlage sehr uneinheitlich ist, sieht der aktuelle Überblick über die Zielerreichung sehr bunt aus:
Quelle: SDG-Index (abgerufen 28.07.2020)
Die größten Fortschritte haben die süd- und ostasiatischen Staaten gemacht. Die Industrieländer nehmen dagegen eine sehr ambivalente Position ein. Einerseits stehen sie in den Rankings zur absoluten Zielerreichung an der Spitze mit bis zu 85% (Dänemark, dicht gefolgt von Schweden). Gleichzeitig verursachen Konsumverhalten und Lebensstandards hohe ökologische und wirtschaftliche Kosten für Drittländer. Insbesondere bei den Indikatoren für Klimaschutz und nachhaltigem Konsum rangieren die OECD-Staaten ganz hinten. Es wird also maßgeblich an ihnen liegen, inwieweit die globalen Ziele erreicht werden können.
Die Bewertung der nationalen Strategie Deutschlands fällt sehr ähnlich aus, wie beispielsweise in einem Hintergrundpapier des Forum Umwelt und Entwicklung anlässlich der nächsten anstehenden Überarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung: Die politische Relevanz der Nachhaltigkeitsziele wird in der Praxis zu häufig nachgeordnet, insbesondere in der Agrar-, Handels- und Verkehrspolitik. Und es fehlen Indikatoren, die internationalen Auswirkungen dieser Entscheidungen zu messen.
Die aktuelle COVID-19-Pandemie hat einen negativen Impact auf nahezu alle SDGs. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF geht beispielsweise davon aus, dass bis Ende des Jahres durch die Pandemie zusätzliche 6,7 Millionen Kinder unter 5 Jahren von akuter Mangelernährung betroffen sein könnten.
Antonio Guterres hat in seiner Rede im gleichen Atemzug dazu aufgerufen, jetzt erst recht zu handeln. Der Apell richtet sich dabei nicht nur an die Regierungen, sondern explizit auch an Unternehmen, Forschung und NGOs. Neben einem breiten gesellschaftlichen Konsens als Grundlage für große Transformationen muss der Übergang zur Handlung auf verschiedenen Ebenen gefördert werden. Dafür wurde beispielsweise Uplink geschaffen, eine Crowdsourcing-Plattform für Innovationen auf der über die verschiedene Themenbereiche hinweg Ideen vorgestellt werden und globale Akteure sich vernetzen können (Direktlink zum Impact-Forum der Trillion Tree Campaign).
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